Cauda Equina Kompressionssyndrom (CECS)

1. Was ist eigentlich die Cauda equina? Wo liegt sie genau? Welche Funktion hat sie bzw. wie äußern sich Erkrankungen dieses Organs?

Die Cauda equina stellt das hinterste Segment des Rückenmarks bei allen Säugetieren dar, Lage und Funktion sind jedoch tierartlich recht verschieden. Die nachfolgenden Ausführungen beziehen sich daher in den speziellen Teilen nur auf den Hund. Die lateinische Bezeichnung Cauda equina (Pferdeschweif) bezieht sich übrigens auf die zahlreichen, in diesem Bereich austretenden Nerven, die allerdings in dem unten abgebildeten Schnittpräparat nicht zu sehen sind.


Abb. 1: Abb. 1: Schnittpräparat aus dem Bereich 7. Lendenwirbel - Kreuzbein mit der Cauda equina, dem untersten Segment des Rückenmarkes, modifiziert nach BOYD/PATTERSON 1995


Rückenmark und Gehirn bilden eine funktionelle Einheit - das Zentrale Nervensystem (ZNS). Es wird optimal durch einen knöchernen Panzer, gebildet aus Schädelkapsel und Wirbelkanal, geschützt. Dieser Schutz bedeutet aber auch gleichzeitig Einengung und die Gefahr einer Druckschädigung, da Rückenmark und Gehirn auch geringen raumfordernden Prozessen kaum ausweichen können.

Die Wirbelsäule bietet jedoch dem Rückenmark nicht nur Schutz, sondern sie trägt auch in besonderem Maße zur raschen Bewegung des Hundes bei (s. Bewegungsanalyse). Sie muss daher sowohl elastisch als auch stabil sein. Die Natur löste dieses Problem durch die abwechselnde Folge von Wirbelknochen und Zwischenwirbelscheiben sowie einem komplexen Spannapparat aus Bändern und Muskeln. Knochen und elastische Elemente unterliegen einem alters- und belastungsabhängigen Verschleiß. Der Körper reagiert auf diesen Verschleiß mit verschiedenen Reparatur- und Kompensationsmechanismen, die selber wiederum krankheitsauslösend (s. a. Spondylose) sein können.

Sowohl durch primäre Erkrankungen als auch durch die Reparaturversuche des Organismus kann es zu raumfordernden Prozessen mit Störungen der Cauda equina bzw. der im Kreuzbeinbereich austretenden Nerven kommen. Neben Schmerzen können vor allem folgende Funktionen beeinträchtigt sein:
After-/Blasenfunktion (Nervus pudendus),
Rutenfunktion (Schwanznerven),
Hinterhandmotorik und -sensibilität (Nervus ischiadicus).

Entsprechend vielfältig sind die beobachteten Krankheitserscheinungen:
Schmerzäußerung bzw. Verweigerung gewohnter Übungen bei Belastung (Absitzen, Aufrichten auf die Hinterhand, z. B. beim Spüren und beim Schutzdienst),
gemischte bzw. Hangbeinlahmheit (Schleifgeräusch),
verminderte Rutenbewegung bis hin zum "Hammelschwanz",
Rutenbeißer (wegen Schmerz oder "taubem" Gefühl in der Rute) und seltener
Schwierigkeiten beim Kot- und Harnabsatz (offener After, Überlaufblase).

2. Gibt es für das CECS auffällige Häufungen des Vorkommens?

Nach einer Untersuchung von Prof. Köppel (Universität Wien) gibt es eine starke Rassen- und Altersdisposition (ca. 27% Deutscher Schäferhund, ca. 30% Rottweiler, ca. 49% unter 3 Jahre alt) sowie eine schwache Geschlechtsdisposition (55 % Rüden). Die Häufung der Rottweiler in o. a. Statistik ist durch die Beliebtheit der Rasse (auch als Diensthund) in Österreich erklärbar.

Nach eigenen Beobachtungen tritt die Erkrankung hauptsächlich bei hochbelasteten und besonders leistungsfähigen Tieren bis zum Alter von 6 Jahren (meistens unter 4 Jahren) auf.

Aufgrund des Auftretens gerade bei jüngeren Hunden ist dies bei einer tierärztlichen Ankaufsuntersuchung besonders zu berücksichtigen. Nach meiner Erfahrung werden diese Tiere auch häufig gerade wegen beginnender Leistungseinbußen einer Behörde angeboten, ohne dass das Tier dem Verkäufer als krank bekannt ist. Es hatte vielleicht in letzter Zeit nur öfter mal einen nicht erklärbaren "Aussetzer".

Quelle


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