| | Wie ist die Hornhaut aufgebaut?
Die Hornhaut wird auch als Fenster des Auges bezeichnet. Sie stellt die vordere, kuppelartige Begrenzung des Augapfels dar. Sie ist wesentlich an der Brechung der Lichtstrahlen und somit am Sehvorgang beteiligt. Die gesunde durchsichtige Hornhaut hat eine glatte und durch den Tränenfilm stets feuchte Oberfläche. Beim Hund ist die Hornhaut zwischen 0,6 und 0,8 mm dick und setzt sich aus vier Schichten zusammen. Die Ernährung der gefäßlosen Hornhaut erfolgt über das innere Auge und über den Tränenfilm. Die Hornhaut ist reich an Nervenfasern, daher kommt es bei Entzündungen oder Verletzungen zu Schmerzreaktionen in Form von Tränen und Zukneifen des betroffenen Auges.
Was ist eine Hornhautdystrophie?
Bei diesem Krankheitsbild handelt es sich um meist beidseitig, seltener auch einseitig auftretende Ablagerungen von Stoffwechselprodukten in den oberen und/oder den tiefen Hornhautschichten. Sie stellen sich für den Besitzer als punktförmige bis zu ringartige weiß glänzende Trübungen dar. Meist befinden sich die Trübungen in der Mitte der Hornhaut. Die gesunde Hornhautoberfläche ist glatt, glänzend und feucht beschaffen. In der Regel führt diese Art der Hornhauttrübung weder zu Schmerzen oder zu Entzündungen. In seltenen, stark ausgeprägten Fällen können Seheinschränkungen auftreten.
Was sind mögliche Ursachen?
Die Dystrophie der Hornhaut ist die Folge einer Stoffwechselstörung hinsichtlich des Fett-, seltener auch des Kalziumstoffwechsels. Hierbei kann es sich um eine rein lokale, also nur auf die Hornhaut beschränkte Störung handeln. In einigen Fällen besteht auch eine generelle Stoffwechselimbalance des Tieres, welche durch erhöhte Blutwerte (z. B. Cholesterin, Triglyceride, Kalzium) nachgewiesen werden kann. In vielen Fällen besteht ein direkter Zusammenhang mit der Fütterungsart der betroffenen Tiere. Eine Öl- oder fettreiche Fütterung, vermehrte Fütterung von Pansen und Frischfleisch, sowie Futter mit sehr hohem Energiegehalt können bei Hunden mit einer so genannten Fettintoleranz zum Bild der Hornhautdystrophie führen. Es lagern sich dann überschüssige Cholesterol- und/oder Triglyceridkristalle in der Hornhaut ab, welche den glitzernden Charakter der Trübung bedingen. Die Hornhautdystrophie tritt oft bei folgenden Rassen auf, welche eine familiäre Häufung hinsichtlich einer Fettstoffwechselstörung zeigen: Collie, Sheltie, Airedaile Terrier, Beagle, Teckel, Afghanischer Windhund, Deutscher Schäferhund, Cavalier King Charles Spaniel. Beim Siberian Husky, Samojeden und Spitz wird ein (rezessiv) vererbtes Krankheitsgeschehen vermutet. Eine so genannte sekundäre Hornhautdystrophie wird auch im Zusammenhang mit entzündlichen Prozessen der Hornhaut (Keratitis) beobachtet. Katzen können als Folge oder im Zusammenhang mit dem Krankheitsbild der eosinophilen Keratokonjunktivitis ein- oder beidseitige Hornhautdystrophien ausbilden. Beim Krankheitsbild der Keratitis superfizialis nach Überreiter, einer autoimmun bedingten Erkrankung der Hornhaut sieht man nicht selten auch dystrophisch veränderte Hornhautareale. Hierbei zeigen die Tiere zusätzlich eine stark gerötete Bindehaut und Nickhaut, eventuell auch vermehrten Augenausfluss. Eine Störung im Kalziumstoffwechsel kann ebenfalls zu einer kristallinen Ablagerung in der Hornhaut führen, welche eher im Lidspaltenbereich auftritt und sich bandartig ausbreitet. Diese Art der Hornhautdystrophie kommt hauptsächlich beim Golden Retriever vor. Hornhautdystrophien können bei allen Tierarten auch als Folge von schweren Verletzungen, Verätzungen oder starken Entzündungen der tiefen Hornhautschichten lokal begrenzt in der Hornhaut auftreten.
Welche Beschwerden zeigt der betroffene Hund?
Die Trübung kann sowohl innerhalb von Tagen als auch über Wochen oder Monate langsam zunehmend auftreten. Da sie sich meist auf einen lokalen Teil der Hornhaut begrenzt, führt sie nicht zu Sehbeschwerden. Die betroffenen Augen sind nahezu immer reizfrei und schmerzlos. Zeigen die betroffenen Tiere jedoch eine Rötung, ein Zukneifen und/oder vermehrten Augenausfluss, so kann die Dystrophie in seltenen Fällen zu Entzündungen der Hornhaut führen oder es kann eine weitere Augenerkrankung vorliegen, die abgeklärt und gegebenenfalls behandelt werden muss. In den meisten Fällen ist die Hornhautdystrophie nicht fortschreitend.
Welche weiteren Untersuchungen sind erforderlich?
Bei einer innerhalb kurzer Zeit auftretenden Hornhautdystrophie sollte eine Blutuntersuchung erfolgen, um eine allgemeine Fettstoffwechselstörung des Hundes auszuschließen. Bei Verdacht auf eine innere Erkrankung als Ursache einer Stoffwechselstörung ist eine entsprechende Funktionsprüfung der Organe erforderlich (z. B. Nebenniere, Leber, Bauchspeicheldrüse, Schilddrüse). Werden keinerlei Hinweise auf eine Allgemeinerkrankung gefunden, so handelt es sich um ein rein lokal am Auge auftretendes Geschehen.
Welche Therapiemöglichkeiten bestehen?
Um ein Fortschreiten zu verhindern bzw. eine Aufklarung der Hornhaut zu erreichen, sollte nach Absprache mit dem Haustierarzt eine fettreduzierte Diät erfolgen. Der Gehalt an gesättigten Fettsäuren im Futter sollte dabei verringert werden. Eine Therapie mit lokalen Augensalben oder -tropfen bleibt fast immer erfolglos. Im Anfangsstadium können geringgradige Trübungen durch Augentropfen, die den Stoffwechsel der Hornhaut anregen, aufklaren. Bei großflächigen Ablagerungen mit Beeinträchtigung des Sehvermögens führt das operative Abtragen der veränderten Schichten (oberflächliche Keratektomie) zu einer Verbesserung der Situation. Im Falle einer bestehenden Organfunktionsstörung als Ursache der Hornhautdystrophie, wie z. B. einer Schilddrüsenunterfunktion, muss diese selbstverständlich durch den Haustierarzt unter regelmäßigen Kontrollen und meist lebenslang behandelt werden. Bei Verdacht auf ein erblich bedingtes Geschehen sollte mit dem betreffenden Tier nicht weiter gezüchtet werden.
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