Distichiasis/ektopische Zilien


Auge

Was ist eine Distichiasis?

Bei der Distichiasis handelt es sich um wimpernartige, feine Haare, welche aus den Talgdrüsen des Lidrandes heraus in Richtung des Auges wachsen. Bei Hunden und Katzen sind die Lidränder normalerweise unbehaart, glatt und in den meisten Fällen pigmentiert. Die normalen Wimpern des Oberlides beginnen im Bereich der Fellhaare etwa 1-2 mm vom Lidrand entfernt. In den Lidrand münden zahlreiche kleine Ausführungsgänge verschiedener Talgdrüsen, welche den Lidrand und den Lidschlag geschmeidig halten und so ein Überlaufen der Tränenflüssigkeit verhindern. Die fehlgestellten Wimpern wachsen zumeist aus diesen Drüsenöffnungen. Die Distichiasis kann sowohl am Ober- als auch am Unterlid auftreten und kann beide oder nur ein Auge befallen. Eine Variation der Distichiasis stellt das Krankheitsbild der "ektopischen Zilien" dar. Ektopische Zilien sind ebenfalls kleine feine Haare oder auch ganze Haarnester, die in der Bindehaut versprengt (falsch angelegt) sind und, wenn sie an die Oberfläche treten, in Richtung Auge wachsen und dort zu starken Irritationen und Defekten führen. Die ektopischen Zilien wachsen bevorzugt in der Bindehaut des Oberlides, seltener im Unterlid und treten häufiger bei Hunden als bei Katzen auf.

Was sind die Ursachen der Distichiasis/ektopischen Zilien?

Zusätzliche Härchen am Lidrand können generell bei allen Hunden, seltener bei Katzen auftreten. Die Härchen müssen nicht angeboren sein, sondern können im Laufe des Lebens, zumeist im jugendlichen Alter, entstehen. Es besteht bei einigen Rassen (z. B. Pudel, Eurasier, englischer und amerikanischer Cocker Spaniel, Boxer, Shih-Tzu, Englische Bulldogge u. a.) eine Häufung im Auftreten der Distichiasis, so dass eine Erblichkeit vermutet wird. Bei einigen Rassen sind aus diesem Grund Zuchtbeschränkungen eingeführt.

Was sind die Symptome der Distichiasis/ektopischen Zilien?

Die Symptomatik kann je nach Schweregrad und Befall sehr unterschiedlich sein. In den meisten Fällen zeigen die Hunde einen vermehrten Tränenfluss, häufiges Blinzeln oder Zukneifen der Augen sowie eine vermehrte Rötung der Bindehäute. Die fehlgestellten Wimpern können auf der Hornhaut reiben und somit für das Tier einen ständigen Reiz verursachen. Je nach Größe, Dicke und Wachstumsrichtung der Wimpern ist die Symptomatik unterschiedlich ausgeprägt. In hochgradigen Fällen wird das betroffene Auge ständig zugekniffen, da das Reiben der Wimpern zu Irritationen der Hornhaut führen kann. Die Entstehung schmerzhafter Hornhautgeschwüre ist eine schwerwiegende Komplikation, die dementsprechend mit therapiert werden muss.

Wie wird die Distichiasis/ektopische Zilien diagnostiziert?

Die Diagnose Distichiasis kann durch genaue Untersuchung der Lidränder am wachen Tier erfolgen. Hierzu wird eine spezielle, vergrößernde Lichtquelle (Spaltlampe) eingesetzt, mit der auch winzigste Haare auf dem Lidrand oder in der Bindehaut für den erfahrenen Tierarzt sichtbar werden.

Wie kann behandelt werden?

Die Behandlung richtet sich nach der Schwere der Symptomatik. Zeigt das Tier keinerlei Symptome wie Tränen, Juckreiz oder Zukneifen des betroffenen Auges, so können die fehlgestellten Wimpern belassen werden. Die Wimpern unterliegen natürlich auch dem normalen Alterungsprozess eines Haares, so dass sie in regelmäßigen Abständen ausfallen (alle 4-8 Wochen) und dann wieder neu gebildet werden. Bei ständigen Reizerscheinungen müssen sie entfernt werden. Hierzu stehen verschiedene Operationstechniken zu Verfügung. Für alle Methoden ist eine Vollnarkose nötig. Welche Technik angewandt wird, ist von der Anzahl, der Dicke und der Lage der Haare abhängig. In den meisten Fällen ist die Epilation des Haares mit Verödung der Haarwurzel die Methode der Wahl. Dies erfolgt unter einem Operationsmikroskop. Im Falle von ektopischen Zilien werden die Haarwurzeln und Haarbälge komplett herausgeschnitten, in diesen Fällen ist die Rezidivgefahr (Nachwachsen der Haare) sehr gering. Generell kann gesagt werden, dass speziell bei dem Krankheitsbild der Distichiasis eine Rezidivgefahr (d. h. ein Nachwachsen der Härchen) besteht. Hunde, welche die Neigung zur Ausbildung von zusätzlichen Wimpern haben, können auch nach erfolgreicher Operation an anderen Stellen Härchen ausbilden. In einigen Fällen, bei welchen die Haarwurzeln nicht vollständig zerstört wurden, können die epilierten Härchen nachwachsen. Aus diesem Grund sind in hochgradigen Fällen mitunter 2-3 "Sitzungen" zum vollständigen Epilieren notwendig. Selbstverständlich sollten operative Maßnahmen nur bei der entsprechenden Symptomatik, d. h. wenn das Tier Beschwerden hat, eingeleitet werden.

Quelle


Druckbare Version