| | Bei der Hautfaltendermatitis, medizinisch auch Intertrigo genannt, handelt es sich um eine oberflächliche Hautentzündung zwischen Hautfalten.
Abnorm tiefe Faltenbildung der Haut ist die Ursache für diese Erkrankung, denn die Faltenbildung führt zu Luftabschluss und damit zur Störung des lokalen Hautmilieus. So werden ideale Bedingungen für Infektion mit Bakterien und Hefen (Malassezia) geschaffen. Durch Reibung und Ansammlung von Sekreten und Exkreten wie Speichel, Tränenflüssigkeit, Kot, Urin, Schweiß oder Talg wird die Entzündung weiter begünstigt und unterhalten. In den Vertiefungen der Hautfalten kommt es zu nässenden, eitrigen und geröteten Stellen, die unangenehm riechen. Je nach Lokalisation der Hautentzündung unterscheidet man:
Die Lefzendermatitis tritt in einer schmalen Falte der Unterlippe oder im Maulwinkel am Übergang von Ober- zu Unterlippe auf. Bernhardiner, Setter und Spanielrassen sind prädisponiert. Auffällig ist oft der vermehrte Speichelfluss.
Für die Gesichtsfaltendermatitis sind besonders die brachycephalen (kurzköpfigen) Rassen wie Pekinesen und Englische Bulldoggen anfällig. Gleichzeitig mit der Gesichtsfaltendermatitis treten gerne Hornhautgeschwüre und -entzündungen auf, vor allem, wenn abstehende Haare der Gesichtsfalten die Hornhaut reizen oder sogar verletzen.
Bei Rassen mit Ringelschwanz, z. B. Boston Terrier, Mops und Englische Bulldogge, kann es zur Schwanzfaltendermatitis kommen.
Die Vulvafaltendermatitis (Hautentzündung im Schamlippenbereich) findet man zum einen bei übergewichtigen Hündinnen und bei Tieren, die sehr früh kastriert wurden und eine infantile Vulva haben. Hündinnen mit Vulvafaltendermatitis leiden vermehrt an Harnwegsinfektionen. Übergewichtige Hunde und die "Faltenhunde" Shar-Peis, hier sind die Körperfalten rassetypisch, neigen zudem zur Körperfaltendermatitis. Bei den Shar-Peis ist eine Seborrhoe (übermäßige Produktion der Talgdrüsen) ein zusätzlich prädisponierender Faktor.
Schwere Fälle der Lefzen-, Gesichts-, Schwanz- und Vulvafaltendermatitis lassen sich nur durch eine chirurgische Korrektur, d. h. Glättung der Falten, heilen. In den übrigen Fällen kann man symptomatisch therapieren.
Bei der Behandlung werden die veränderten Hautstellen zuerst großzügig geschoren. So wird ein Verkleben der umliegenden Fellregion vermieden, die Ausbreitung der Erkrankung gestoppt und gleichzeitig kann genügend Luft an die Wunde, um ein Abtrocknen und schnelleres Heilen zu ermöglichen. Je nach Schmerzhaftigkeit des Prozesses empfiehlt sich hierzu die Sedation des Tieres. Wichtig ist das gründliche Reinigen der betroffenen Hautstelle (in der Regel einmal täglich). Hierfür gibt es spezielle Lösungen (z.B. Chlorhexidin, Povidonjod, Wasserstoffperoxid), mild desinfizierende Flüssigseifen oder medizinische Shampoos, die gleichzeitig auch bakterizid und juckreizstillend wirken. Zur lokalen antibiotischen Versorgung der Haut benötigt man ein Antibiotikum, das besonders effektiv gegen die Hauptverursacher der Krankheit, nämlich pathogene Staphylokokken, wirkt, tief in die Haut eindringen kann und sogar bei Eiter aktiv ist.
Bereits in der Humanmedizin hat sich die sogenannte Fusidinsäure hier besonders bewährt. Zur zusätzlichen Entzündungshemmung und zur Linderung des Juckreizes eignet sich der Wirkstoff Betamethason (Kortisonabkömmling) gut. Die sinnvolle Kombination beider Substanzen findet man in der Tiermedizin z. B. in Form sogenannter Carbomer-Gele. Diese Gele haben den großen Vorteil, dass sie trotz haariger Haut sofort einen guten Kontakt ermöglichen, sich ohne größeres Einmassieren schnell und gleichmäßig verteilen (erleichtert v. a. bei schmerzhaften Prozessen die Applikation enorm) und sogar auf nässenden Wunden sicher haften (eine zweimal tägliche Anwendung ist dadurch ausreichend). Dabei verklebt das Gel nicht mit den Haaren in der Umgebung, so dass vor allem bei langhaarigen Tieren die tägliche Wundtoilette bedeutend einfacher wird bzw. gerade bei Ausstellungstieren eventuell auf das großzügige Freischeren verzichtet werden kann. Da die Gele nicht fetten und damit die Läsionen nicht abdichten, ist die für die rasche Heilung wichtige Luftzufuhr gewährleistet. Durch das schnelle Einziehen des Gels in die Haut und den raschen Wirkungseintritt lassen die Beschwerden in der Regel nach kurzer Zeit nach; dem Patienten bleiben kaum Anlass und Gelegenheit, das Medikament abzulecken bzw. die Wunde weiter zu bearbeiten. Trotzdem kann je nach Schwere der Erkrankung zumindest in den ersten Tagen ein Halskragen als Leckschutz sinnvoll sein.
Bei übergewichtigen Hündinnen, die an Vulvafaltendermatitis leiden, tritt meist eine Besserung der Symptomatik ein, wenn die Tiere abnehmen. Bei Hündinnen mit infantiler Vulva bewirken gezielte Hormongaben eine Vergrößerung und Entfaltung der Vulvagegend, wodurch sich die Hautprobleme meist geben. Von "innen" unterstützen kann man die Therapie durch die Gabe essentieller Fettsäuren. Sie kommen hochdosiert in speziellen Diätfuttermitteln (z. B. Viacutan®) vor und zeichnen sich durch ihren positiven Einfluss auf die Heilung von Hautproblemen und die Regeneration von Haut und Haarkleid aus.
Die Prognose für die Heilung der Hautfaltendermatitis ist gut; allerdings kann es ohne OP leider immer wieder zu Rezidiven kommen, da durch die rein symptomatische Behandlung die auslösende Ursache der Erkrankung ja unbeeinflusst bleibt.
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