Kornea ulcus (Ulkus korneae), Hornhautgeschwür

Das Hornhautgeschwür
Die Hornhaut kann auch als Fenster des Auges bezeichnet werden. Sie stellt die vordere, kuppelartige Begrenzung des Augapfels dar. Sie ist wesentlich an der Brechung der Lichtstrahlen und somit am Sehvorgang beteiligt. Die gesunde durchsichtige Hornhaut hat eine glatte und durch den Tränenfilm stets feuchte Oberfläche. Beim Hund ist die Hornhaut zwischen 0,6 und 0,8 mm dick und setzt sich aus vier Schichten zusammen. Die Ernährung der gefäßlosen Hornhaut erfolgt über das innere Auge und über den Tränenfilm. Die Hornhaut ist extrem reich an Nervenfasern, daher kommt es bei Entzündungen oder Verletzungen zu Schmerzreaktionen in Form von Tränen und Zukneifen des betroffenen Auges.

Was ist ein Hornhautgeschwür?
Der medizinische Fachausdruck für ein Hornhautgeschwür ist "Ulkus korneae". Ein Geschwür der Hornhaut wird als Defekt mit Gewebeverlust bezeichnet. Es handelt sich hierbei also nicht um eine Zubildung oder "Wucherung" der Hornhaut. Der Defekt in der Hornhaut kann oberflächlich oder tief sein. Je nach Schwere der Erkrankung kann es zu (dauerhaften) Seheinschränkungen, zum Sehverlust oder sogar zum Verlust des Auges kommen. Aus diesen Gründen sollte auch ein "harmloses" Hornhautgeschwür immer ernst genommen und sofort fachgerecht behandelt werden.

Wie äußert sich ein Hornhautgeschwür?
Im Anfangsstadium fallen häufig vermehrtes Blinzeln, Zukneifen des Auges, vermehrter Tränenfluss und gerötete Bindehäute auf. Die Hornhaut ist im Bereich des Geschwürs meist milchig-weiß getrübt, matt und uneben. In bestimmten Fällen sind auch Blutgefäße in der Hornhaut zu erkennen. Besteht eine zusätzliche Infektion der Bindehaut und/oder der Hornhaut mit krankhaften Keimen, so kann es zu eitrigem Augenausfluss kommen.

Wie entsteht ein Hornhautgeschwür?
Es gibt eine Reihe von verschiedenen Ursachen für die Entstehung eines Hornhautgeschwürs. Verletzungen oder Fremdkörper können zu einem Hornhautgeschwür führen. Bestimmte Keime, Viren oder Pilze sind weitere Verursacher von Hornhautgeschwüren. Sie können natürlich auch sekundär zu weiteren Komplikationen und zu einem erschwerten Heilungsverlauf führen. Bei anderen Erkrankungen des äußeren Auges (z. B. kleinen Lidtumoren, Lidfehlstellungen oder zusätzlichen Wimpern, fehlende Tränenflüssigkeit) oder des inneren Auges (z. B. Glaukom oder grüner Star) wird häufig ein Hornhautgeschwür ausgebildet. Bei älteren Hunden kann es aufgrund von Ernährungs- und Stoffwechselstörungen der Hornhaut immer wieder zu schlecht heilenden Geschwüren kommen. Allgemeinerkrankungen wie Staupe, Nervenlähmungen im Kopfbereich oder Atemwegserkrankungen können u. U. zu Hornhautgeschwüren an einem oder an beiden Augen Anlass geben. Es gibt bestimmte brachyzephale (kurznasige) Hunderassen (z. B. Pekinesen, Shih-Tzu, Mops, u. a.) bei denen aufgrund der kurzen Kopfform die Hornhaut für die Entstehung von Hornhautdefekten besonders gefährdet ist. Beim Boxer und beim Langhaarteckel gibt es Hornhautdefekte, die wegen einer Fehlleistung des Immunsystems (Autoimmunerkrankung) entstehen und häufig wiederkehren, man spricht in diesen Fällen auch vom Krankheitsbild der Boxerkeratitis oder der Dackelkeratitis.

Wie wird ein Hornhautgeschwür behandelt?
Prinzipiell gibt es die medikamentelle und die operative Behandlung, die je nach Ursache und Schweregrad der Erkrankung angewendet werden. Oberflächliche Hornhautgeschwüre heilen im Allgemeinen durch eine konsequente Salbenbehandlung in Kombination mit einer lokalen Behandlung der Hornhaut beim Tierarzt ab. Der Heilungsprozess sollte jedoch regelmäßig kontrolliert werden, um Komplikationen frühzeitig zu erkennen. Tiefe Hornhautgeschwüre, bei denen die Gefahr besteht, dass das Auge perforiert, müssen stets operativ behandelt werden. Abhängig von der Art des Geschwürs wird das Auge für einige Tage verschlossen, um die Heilung zu fördern und die Hornhaut vor äußeren Einflüssen zu schützen. In anderen Fällen gibt es die Möglichkeit den Defekt in der Hornhaut operativ mit körpereigenem Gewebe (Pedicle Graft) zu verschließen. Es kann u. U. einige Wochen dauern, bis ein Hornhautgeschwür vollständig abgeheilt und nur noch die Hornhautnarbe (weißliche Trübung der Hornhaut) sichtbar ist. Die entstehende Hornhautnarbe kann je nach Größe und Lage das Sehvermögen des Tieres unterschiedlich stark beeinträchtigen.

(C) Dr. B. Hafemeister, Buchschlager Allee 8, 63303 Dreieich


 http://www.tieraugenpraxis.de


Druckbare Version