Trockenes Auge (Keratitis sicca)

WAS IST EINE KERATOKONJUNKTIVITIS SICCA (Trockenes Auge)?

Von Keratokonjunktivitis sicca oder trockenem Auge spricht man, wenn die Tränenproduktion mangelhaft oder sogar fehlend ist und dadurch entsprechende klinische Symptome am Auge erkennbar sind.
Die Tränenflüssigkeit wird beim Tier von zwei Drüsen produziert: von der Tränendrüse im seitlichen oberen Bereich der Augenhöhle (nicht sichtbar) und von der Nickhautdrüse an der Basis der Nickhaut (drittes Augenlid).
Die Tränenflüssigkeit hat viele wichtige Funktionen, die zur Aufrechterhaltung der Transparenz der Hornhaut dienen: Reinigung, Ernährung (Sauerstoff, Glucose, Proteine...), Schutz (antibakterielle Enzyme, Antikörper) und Feuchtigkeit.

Keratokonjunktivitis sicca (trockenes Auge) ist eine ernstzunehmende Erkrankung bei Hunden (und auch beim Menschen) und tritt bei anderen Tierarten nur selten auf.

Obwohl diese Erkrankung bei jeder Hunderasse auftreten kann, sind einige Hunderassen prädisponiert (genetisch vorbelastet):
West Highland White Terrier, Spaniels, Englische Bulldogge, Shar-Pei, Shih-Tzu, Pekinese, Mops, Lhasa Apso, Malteser, Dackel, Jack Russell Terrier, Chow Chow...

Bei den Katzen scheint die Burmakatze im Falle einer operativen Entfernung der Nickhaut(drüse) besonders gefährdet zu sein.

WIE ERKENNE ICH EINE KERATOKONJUNKTIVITIS SICCA?

Bei mangelhafter Tränenproduktion sind folgende Symptome zu erkennen: Rötung der Bindehaut (Konjunktivitis), schleimig-eitriger Ausfluss, krustige Ablagerungen am Lidrand, die Hornhaut ist matt (glänzt nicht) und erscheint etwas trüb, Blinzeln/Zukneifen des Auges (Schmerzhaftigkeit), manchmal Hornhautulzeration.
Bei längerem Bestehen der mangelhaften Tränenproduktion kommt es zu entzündlichen Veränderungen der Hornhaut.
Aufgrund des eitrigen Ausflusses wird die Keratokonjunktivitis sicca (trockenes Auge) häufig mit einer primären bakteriellen Infektion verwechselt.


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Zäher schleimiger Ausfluss

FOLGEN
Eine mangelhafte Tränenproduktion führt zu Veränderungen der Hornhaut: progressive Trübung der Hornhaut durch einwachsende Blutgefäße, Pigmenteinlagerung, und einwandernde Entzündungszellen. Eine fortschreitende Trübung der Hornhaut kann zum Verlust des Sehvermögens führen.


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Großflächige Pigmentierung der Hornhaut.

DIAGNOSE
Die Tränenproduktion wird mit dem Schirmer-Tränen-Test gemessen.


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Schirmer-Tränen-Test zur Messung der Tränensekretion.

URSACHE
Als häufigste Ursache der Keratokonjunktivitis sicca (trockenes Auge) gilt eine Fehlregulation des Immunsystems, welche für die Entzündung der Tränendrüsen verantwortlich ist.
Weitere Ursachen sind systemische Erkrankungen (Schilddrüsenunterfunktion, Cushing, Diabetes mellitus, Staupevirusinfektion), fehlende nervale Stimulation der Drüsen, bestimmte Medikamente, Strahlentherapie im Kopfbereich, angeborene Unterentwicklung der Drüsen, operative Entfernung der Nickhautdrüse.

THERAPIE
Die Behandlung der Keratokonjunktivitis sicca (trockenes Auge) ist – je nach Schweregrad – mit intensiver und und manchmal lebenslanger Medikamentengabe am Auge verbunden.

Ziele der Therapie sind:
1) Befeuchtung,
2) Reinigung,
3) antimikrobielle Behandlung,
4) Stimulation der Tränensekretion,
5) Reduktion der Entzündungsreaktion und deren Folgen.

In bestimmten Fällen ist eine operative Verlegung des Speicheldrüsenganges (Ductus Parotideus Transposition) in den Bindehautsack notwendig bzw. sinnvoll.
Ziel dieser Operation ist, das Auge mittels Speichel feucht zu halten, und somit eine Erblindung aufgrund chronischer Hornhautentzündung (bedingt durch chron. Mangel an Tränenflüssigkeit) verhindern zu können.

Die Entscheidung, ob eine medikamentöse oder chirurgische Behandlung erforderlich ist, hängt einerseits vom Patienten (Therapieerfolg mit medikamentöser Behandlung?) ab und andererseits vom Tierbesitzer (ist eine häufige Medikamentengabe möglich?).

PROGNOSE
Eine frühzeitige Diagnose und entsprechende Therapie helfen, die Transparenz der Hornhaut und somit das Sehvermögen zu erhalten. Bei bereits länger vorbestehenden Veränderungen der Hornhaut (Pigmentierung) kann eine Transparenz in der Regel nicht mehr erreicht werden. Daher sind frühzeitige Diagnose und Therapiebeginn unbedingt erforderlich.


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