| | Der Ausdruck Wobbler-Syndrom wird verwendet, um ein spezifisches Bild zu bezeichnen, bei dem das Rückenmark durch entwicklungsbedingte und sekundär erworbene Abnormitäten der Halswirbelsäule versetzt ist.
Primär kann es sich um eine Verengung im Wirbelkanal oder eine Instabilität der Halswirbel handeln. Als sekundäre Ursache kommt ein Bandscheibenvorfall oder eine durch Entzündungen hervorgerufene Verdickung (Hypertrophie) des Faserrings am Halswirbel in Frage.
Die Verengung des Wirbelkanals kann an verschiedenen Halswirbeln auftreten, beim Dobermann sind es vorwiegend die Wirbel von C5 bis C7 (letzte Halswirbel). Als Folge der Verengung kommt es gewöhnlich erst nach 4-5 Jahren zu klinischen Erscheinungen in Form eines Bandscheibenvorfalls oder Hypertrophie des Faserrings und damit zur Schädigung und zum Abbau von Nervengewebe, die zu sehr schmerzhaften Erscheinungen führt. Beim Menschen gibt es ähnliche Erkrankungen, die durch Überstreckungsverletzungen und starke Halsbewegungen verursacht sein sollen.
Symptome entwickeln sich gewöhnlich in einem Alter von 5-6 Jahren. Der Einzelfall ist jedoch vom Schweregrad der Wirbelkanalverengung stark abhängig. Rüden erkranken häufiger als Hündinnen. Die Symptome können variieren, je nachdem, ob eine Schädigung des Rückenmarks oder eine Schädigung der Spinalnerven vorliegt oder gar beides zusammen. Die Schädigung der Spinalnerven hat die Entstehung von starkem Schmerz, Lahmheit und Schultermuskelatrophie zur Folge. Bei der Schädigung des Rückenmarks kommt es zu motorischer Schwäche bei fortschreitender Lähmung der Gliedmaßen und Ataxie (unkoordinierter Bewegungsablauf).
Neurologische Erscheinungen entwickeln sich meist schleichend, nach einem Bandscheibenvorfall auch schlagartig. Erste Symptome sind Bewegungsstörungen, die an den Hinterläufen am deutlichsten sind. Sie gehen von leichter Ataxie der Hinterläufe bis zu Lähmungen und einem charakteristischen Trippelschritt der Vorderläufe, wobei die Hunde mit den Krallen über den Boden schlürfen oder sogar den oberen Teil der Pfoten auf dem Boden abstützen.
Der Bewegungsablauf kann schließlich so gestört sein, dass der Hund Schwierigkeiten hat, überhaupt aufzustehen, oder nicht mehr laufen kann. Überempfindlichkeit im Halsbereich und Tiefhalten des Kopfes gehören ebenfalls zum Symptomkomplex. Die charakteristische Kombination von Bewegungsstörungen der Hinterläufe mit einem Trippelschritt der Vorderläufe bietet einen starken Hinweis auf das Vorliegen des Wobbler-Syndroms.
Therapeutisch kommt beim Wobbler-Syndrom mit ausgeprägten neurologischen Erscheinungen eigentlich nur ein chirurgischer Eingriff in Frage. Sollte die Krankheit schon im Alter von 8-9 Monaten auftreten, so hat sich gezeigt, dass eine deutliche Reduktion der aufgenommenen Energiemenge und Beschränkung des Mineralanteils auf das notwendige Maß die neurologischen Symptome beseitigt, wenn das früh genug eingeleitet wird.
Zur Prophylaxe muss demnach unbedingt die restriktive Ernährung des wachsenden Hundes zählen. Zur Vermeidung traumatischer Defekte am jugendlichen Halswirbel müssen starke, ruckartige Einwirkungen über Leine und Halsband auf die Halswirbel vermieden und besser, zumindest im ersten Lebenshalbjahr, ein Brustgeschirr verwendet werden.
Bei den aufgeführten Erkrankungen am Skelett des wachsenden Hundes war immer eine genetische Ursache gegeben: die hohe Wachstumsintensität bei großen Rassen in den ersten 6 Lebensmonaten mit starker Gewichtsbelastung auf die noch nicht gefestigten Knochen. Deshalb ist in jedem Fall eine restriktive Ernährung in dieser Entwicklungsphase ratsam.
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