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Für eine erfolgreiche Behandlung (und die ist möglich!) ist es unerlässlich, die genaue Ursache für die Anfälle herauszufinden.
Die primäre Epilepsie ist eine Epilepsie unter Ausschluss aller Krankheiten.
Primäre Epilepsie ist bei "einigen Hunderassen" erblich bedingt und durch Vererbung erworben werden. Die genauen Hintergründe sind immer noch nicht vollständig erforscht, vermutet wird ein genetischer Defekt im Bereich der Neuronalen Membranen bzw. der Neurotransmitter. Eine definitive Diagnose der primären Epilepsie ist in den seltensten Fällen möglich.
Um so wichtiger ist es deshalb, dass alle Möglichkeiten zur Untersuchung bzgl. einer sekundären Epilepsie ausgeschöpft werden, besonders dann, wenn bei den Vorfahren und Verwandten des Tieres kein Verdacht auf eine vererbte Anlage gegeben ist.
Mit anderen Worten und genau genommen:
Eine primäre Epilepsie kann nur dann sicher diagnostiziert werden, wenn eine sekundäre ausgeschlossen worden ist.
Wenn allerdings im Wurf oder sonstiger Verwandtschaft Epilepsie verbreitet ist, können Sie sich kostspielige Untersuchungen in Richtung einer sekundären Epilepsie ruhig sparen. Sie kann zwar auch dann nicht 100-prozentig ausgeschlossen werden, aber die Wahrscheinlichkeit einer primären Epilepsie ist einfach zu hoch.
Nicht vergessen werden darf hier die Frage des Alters. Ein Tier, das noch kein Jahr alt ist und bereits Anfälle hat, hat höchstwahrscheinlich keine primäre Epilepsie, da diese in der Regel nur im Alter zwischen 1 und 5 Jahren auftritt.
Was ist nun eine sekundäre Epilepsie?
Wie der Name schon andeutet, haben diese Anfälle eine indirekte Ursache. Man spricht hier von versteckten (underlayed) Krankheiten, die zu Anfällen führen wie bei der echten Epilepsie.
Aus der nachfolgende Tabelle können Sie die häufigsten Ursachen der sekundären Art entnehmen:
Weitere Informationen
Die Epilepsie, korrekter Epilepsien, sind chronische Erkrankungen des Gehirns, die durch das wiederholte Auftreten von epileptischen Anfällen gekennzeichnet sind. Wie beim Menschen gehören auch beim Hund die Epilepsien zu den häufigsten Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Bezogen auf die Gesamtpopulation kommen sie bei ca. 1-2% aller Hunde vor. Einige Rassen sind weit stärker betroffen.
Epileptische Anfälle beruhen auf plötzlich auftretenden, kurz dauernden und rasch verschwindenden Funktionsstörungen des Gehirns, die durch exzessive elektrische Entladungen verursacht werden und zumeist einige Sekunden bis zu wenigen Minuten dauern. Diese paroxysmalen (plötzlichen) Entladungen können in umschriebenen Nervenzellverbänden des Gehirns oder gleichzeitig in beiden Großhirnhälften auftreten. Je nach Ausdehnung und Lokalisation dieser Entladungen kann es zu mehr oder weniger ausgeprägten Störungen des Bewusstseins, der Motorik, der sinnlichen Wahrnehmungen, der vegetativen Funktionen und/oder des psychischen Verhaltens kommen. Entsprechend können epileptische Anfälle ein vielfältiges Erscheinungsbild zeigen. Sie werden in fokale, von einem Herd ausgehende Anfälle und in primär generalisierte Anfälle unterteilt.
Bei fokalen Anfällen weisen die klinischen Erscheinungen auf die Aktivierung eines begrenzten Nervenzellverbandes hin. Sie gehen i. d. R. von angeborenen oder erworbenen fokalen (herdförmigen) Hirnläsionen aus, die lange vor dem Auftreten der ersten Anfälle entstanden sein können. Sie lassen sich in einfach und komplex fokale Anfälle unterteilen, die beide sekundär generalisieren können, d. h. die epileptischen Entladungen dehnen sich über das gesamte Großhirn aus.
Einfach fokale Anfälle laufen ohne Beeinträchtigung des Bewusstseins ab. Beim Hund kommen sie selten vor. Es werden vor allem motorische Symptome gesehen, z. B. Zuckungen einzelner Muskelgruppen, Zuckungen einer Gesichtshälfte, Tonuserhöhung oder Zuckung einer Gliedmaße etc. Die übrigen Symptome der fokalen Anfälle - speicheln, erbrechen, schnüffeln - kommen noch seltener vor bzw. sie werden nicht als Anfälle erkannt.
Komplex fokale Anfälle (psychomotorische Anfälle) gehen mit Bewusstseinstrübung einher. Die Tiere wirken im Anfall konfus und oft ruhelos. Sie fallen durch kurzzeitige Verhaltensstörungen auf, durch einen abwesenden Blick, unmotiviertes Bellen und/oder Heulen, gelegentlich durch Leck-, Schmatzbewegungen oder Fliegenschnappen. Die Generalisation der fokalen Anfälle kann so rasch erfolgen, dass der fokale Anfallsbeginn nur schwer oder nicht zu erkennen ist.
Primär generalisierte Anfälle gehen auf plötzliche synchrone (gleichzeitige) Entladungen beider Großhirnhälften zurück. Sie zeigen keinen fokalen Beginn. Diese Anfälle gehen häufig mit einem totalen Bewusstseinsverlust, seltener mit einer ausgeprägten Bewusstseinstrübung einher. Es finden sich beim Hund im Wesentlichen drei Anfallsarten:
Bei den generalisierten tonisch-klonischen Anfällen kommt es zur Tonuserhöhung (Anspannung) der gesamten Skelettmuskulatur und so beim stehenden Tier zum Sturz. Der tonischen Phase folgt die klonische mit heftigen Muskelzuckungen, die in Laufbewegungen übergehen können. Diese Anfälle können mit Kieferschlagen, starkem Speicheln, Harn- und/oder Kotabsatz einhergehen.
Bei den generalisierten tonischen Anfällen kommt es zu einer starken Tonuserhöhung der gesamten Skelettmuskulatur oft mit festem Kieferschluss. Bei im Anfall wechselnder Intensität können diese Anfälle auch einen phasenhaften Verlauf zeigen und mehrere Minuten dauern.
Generalisierte klonische Anfälle sind durch rhythmische Muskelkontraktionen charakterisiert. Sie ähneln einem generalisierten tonisch-klonischen Anfall, dem die tonische Komponente fehlt.
Beim Hund kommen zu etwa 80% generalisierte tonisch-klonische Anfälle vor, die auch als Grand-mal-Anfälle bezeichnet werden und die primär wie sekundär generalisiert sein können.
Manche Hunde zeigen Stunden bis Tage vor diesen Anfällen eine leichte Wesensänderung, oft nur vom Besitzer zu erkennen. Der eigentliche Anfall kann schlagartig einsetzen, ohne dass dem Tier zuvor etwas anzumerken ist. Andere Hunde sind Minuten vor dem Anfall unruhig, ängstlich, suchen beim Besitzer Schutz oder verkriechen sich, einige können jaulen oder bellen, was nicht immer der Fall sein muss. Nach dem eigentlichen Anfall (Iktus) bleiben die meisten Tiere über einige Sekunden bis Minuten erschöpft liegen, stehen dann wacklig auf, wirken zunächst desorientiert und ruhelos. Sie versuchen sich zu reorientieren. Manche Hunde zeigen nach den Anfällen starken Hunger und/oder Durst. Der Hunger kann so ausgeprägt sein, dass Fremdkörper (Unverdauliches) aufgenommen werden. Das postiktale Stadium (Nachstadium) kann wenige Minuten aber auch einige Stunden dauern.
Die nächst häufigste Anfallsart beim Hund sind die generalisierten tonischen Anfälle. Sie kommen insbesondere beim Pudel und Teckel vor und können deutlich länger als die Grand-mal-Anfälle dauern. Die übrigen Anfallsarten treten beim Hund weit seltener auf. Nicht immer lässt sich das Anfallsgeschehen eindeutig einem Anfallstyp zuordnen (nicht klassifizierbare Anfälle).
Einzelne generalisierte Anfälle führen nicht zum Tod. Bei Einzelanfällen treten kaum Nervenzellverluste auf. Sie können aber unbehandelt zu weiteren Anfällen führen, die Anfälle bahnen sich ein. Bei generalisierten Anfällen, die sich in so rascher Folge wiederholen, dass der Hund zwischen den Anfällen das Bewusstsein nicht wiedererlangt oder die länger als 20 Minuten dauern, liegt eine lebensbedrohliche Notfallsituation, ein Status epilepticus vor, der einer sehr raschen tierärztlichen Intensivbehandlung bedarf. Beim länger dauernden Status epilepticus kann es zum massiven Nervenzelluntergang kommen, von dem sich die Tiere oft nicht erholen.
Unter dem Begriff Epilepsie bzw. Epilepsien sollten nur die Anfälle zusammengefasst werden, die rezidivierend (wiederholt) auftreten, ihren primären Ursprung im Gehirn haben und nicht durch akute und/oder rasch verlaufende (progressive) Hirnerkrankungen, wie Staupe, andere Hirn- und/oder Hirnhautentzündungen, rasch wachsende (bösartige) Hirntumoren etc. bedingt sind.
Abhängig von der Ursache der Anfälle werden zwei bzw. drei Formen der Epilepsie unterschieden, die idiopathische, die symptomatische sowie die kryptogene Epilepsie.
Bei der idiopathischen Epilepsie liegen keine morphologischen (geweblichen) sondern funktionelle Hirnveränderungen vor, die i. d. R. zu paroxysmalen synchronen (plötzlichen, gleichzeitigen) Entladungen beider Großhirnhälften führen. Das Gleichgewicht zwischen Erregung und Hemmung ist gestört. Bei den so verursachten Anfällen treten die Anfallssymptome zumeist von Beginn an generalisiert und symmetrisch auf. Diese Form der Epilepsie kommt gehäuft bei den Spezies vor, die eine niedrige Krampfschwelle aufweisen wie Mensch und Hund, seltener bei der Katze. Beim Hund sind fast alle Rassen betroffen, auch Bastarde. Die hohe Prävalenz (Vorkommenshäufigkeit) bei einigen Hunderassen weist darauf hin, dass diese Form der Epilepsie genetisch bedingt oder zumindest mitbedingt ist. Bei einigen Rassen wurde die genetische Disposition nachgewiesen. Bei dieser Form der Epilepsie stellen sich beim Hund die ersten Anfälle zumeist im Alter von 1-4 Jahren ein, einige Tiere können auch früher oder später erkranken.
Die idiopathische Epilepsie beginnt zumeist mit einem Einzelanfall. Die Anfälle treten häufig aus dem Schlaf, der Ruhe, seltener aus der Bewegung heraus auf. Sie ereignen sich zumeist im häuslichen Bereich. Dies kann sich jedoch mit zunehmender Erkrankungsdauer und steigender Anfallsfrequenz ändern. Die Anfallsfrequenz kann inter- aber auch intraindividuell erheblich variieren und nimmt unbehandelt zumeist mit der Erkrankungsdauer zu. Bei manchen Rassen kommen gehäuft Serienanfälle (>2 Anfälle in 24 Stunden) vor, insbesondere bei Schäferhunden, Settern, Pudeln und Cockern. Bei der idiopathischen Epilepsie treten neben den Anfällen keine weiteren Symptome auf. Die Tiere sind zwischen den Anfällen bzw. Anfallsserien klinisch absolut unauffällig. Weder bei der klinischen noch der neurologischen Untersuchung sind anderweitige Befunde zu erheben.
Der symptomatischen Epilepsie liegen angeborene oder erworbene strukturelle Hirnveränderungen zugrunde, wobei diese die Folgen von Entzündungen, eines Schädeltraumas oder anderweitiger Hirnerkrankungen sein können. Diese Erkrankungen sind meist abgeheilt, haben aber eine erhöhte paroxysmale Entladungsbereitschaft hinterlassen. Da diese Veränderungen nicht selten herdförmig lokalisiert sind, kommen fokale Anfälle - von einem Herd ausgehende Anfälle - vor, die sich mehr oder weniger rasch über beide Großhirnhälften ausbreiten. Bei dieser Form der Epilepsie können die epileptischen Anfälle das einzige oder das dominierende Symptom sein. Die Bindung der Anfälle an Ruhe und Schlaf ist oft geringer ausgeprägt. Das Anfallsbild und die -frequenz können in Abhängigkeit von Art und Ausdehnung der Läsion erheblich variieren. Neurologische Befunde können fehlen oder nur dezent ausgeprägt sein. Bei den akuten und/oder fortschreitenden Hirnerkrankungen kommen neben den Anfällen weitere neurologische Symptome vor, die im weiteren Erkrankungsverlauf deutlicher hervortreten bzw. weiter zunehmen.
Beim Menschen wird eine Epilepsie, die sich nicht eindeutig der idiopathischen oder symptomatischen Form zuordnen läßt, als kryptogene bezeichnet. Dieser Begriff findet sich auch in der Veterinärmedizin.
Epileptische Anfälle kommen nicht nur bei Epilepsien, bei anderweitigen Hirnerkrankungen, sondern auch bei inneren Erkrankungen vor, so bei Stoffwechselstörungen (Unterzuckerung, Hypokalzämien etc.), Herzrhythmusstörungen (plötzlicher Sauerstoffmangel im Gehirn), stark gestörter Leberfunktion (portosystemischer Shunt) u. a. Sie führen i. d. R. zu primär generalisierten Anfällen. Aber auch Vergiftungen, die Einfluss auf den Hirnstoffwechsel und somit auf die elektrophysiologischen Erregungsabläufe im Gehirn nehmen, können anfallsauslösend wirken. Auch sie führen i. d. R. zu primär generalisierten Anfällen. Schon im Hinblick auf die Therapie und Prognose sind diese primär extrazerebral ausgelösten Anfälle (akute epileptische Reaktionen) von Hirnerkrankungen abzugrenzen, die mit epileptischen Anfällen einhergehen.
Die Diagnose der Epilepsie ist eine Ausschlussdiagnose, da auch diverse andere Erkrankungen mit epileptischen Anfällen einhergehen können. Wichtig sind eine sorgfältig erhobene und weit zurückreichende Anamnese (Krankengeschichte), auch Familienanamnese (epileptische Verwandte) sowie eine möglichst genaue Beschreibung des Anfallsablaufes (Videoaufnahme). Zur Abgrenzung extrazerebraler Anfallsursachen sind hämatologische, biochemische und kardiologische Untersuchungen durchzuführen. Eine besondere Bedeutung kommt der sorgfältigen neurologischen Untersuchung des epileptischen Hundes zu, die Hinweise auf akute und chronische Hirnveränderungen zu geben vermag. Ergeben sich bei dieser Untersuchung neurologische Befunde - sie fehlen bei der idiopathischen Epilepsie - sind weitere teils invasive, teils sehr kostenaufwendige Untersuchungen zur Abklärung des Anfallsleidens indiziert.
Mit der Liquor- (Hirnwasser-)untersuchung lassen sich entzündliche, seltener tumoröse Hirnerkrankungen nachweisen. Die Röntgenuntersuchung des Kopfes ist diagnostisch unergiebig, da das Gehirn von Schädelknochen umgeben ist, die die Röntgenstrahlen absorbieren. Hier bieten sich Computer- oder Magnetresonanztomographie des Kopfes an.
Beim Menschen kommt der Hirnstromableitung (EEG) eine erhebliche Bedeutung zu. Beim Hund sind diese Untersuchungen weit schwieriger durchzuführen, da die Kooperation des Patienten fehlt und die Hirnströme durch die starke Kopfbemuskelung von Muskelaktionspotentialen bis zur Unkenntlichkeit überlagert werden können. Schon die geringsten Bewegungen (Anspannung, feinstes Ohrenspiel), ungünstiger Elektrodensitz (Nadelelektroden) etc. können zu massiven Muskelaktionspotentialen führen. Selbst in leichter Sedation (Ruhigstellung) abgeleitete EEGs erfordern einen erheblichen Zeitaufwand und setzen einen absolut ruhigen Untersuchungsraum voraus. Bei in Narkose abgeleiteten EEGs werden die Hirnströme von den Narkotika beeinflusst.
Die Vorbedingung einer optimalen Anfallstherapie ist die eingehende diagnostische Abklärung des Anfallsgeschehens, denn die Therapie wird von der Ursache der Anfälle bestimmt. Nur bei den Epilepsien, den Anfällen, die primär zerebralen Ursprungs sind, sind Antiepileptika indiziert. Bei der Therapie von Hirnerkrankungen, bei denen epileptische Anfälle neben anderen zentralnervösen Symptomen vorkommen (Hirntumor, Hirnhautentzündung, Hirnentzündung, etc.) werden Antiepileptika in die Therapie miteinbezogen. Bei primär extrazerebral ausgelösten Anfällen sind sie dagegen nicht indiziert. Hier gilt es, die Ursache der Anfälle, beispielsweise die Ursache der Unterzuckerung zu beheben.
Bei den Epilepsien des Hundes ist nur mit einer medikamentösen Langzeittherapie ein therapeutischer Erfolg zu erzielen. Antiepileptika heilen die Epilepsien nicht, sie vermögen aber das Auftreten von epileptischen Anfällen zu verhindern bzw. ihre Häufigkeit, Schwere und Dauer zu mindern. Ziel einer antiepileptischen Therapie muss sein, Anfallsfreiheit oder eine weitgehende Anfallsreduktion zu erzielen, ohne die Lebensqualität durch Nebenwirkungen einzuschränken.
Die Langzeittherapie wird von drei Fragen bestimmt:
* wann therapieren,
* womit therapieren,
* wie dosieren zu Therapiebeginn und im weiteren Erkrankungsverlauf?
Der Therapiebeginn wird von der Frequenz und Intensität der Anfälle bestimmt. Vor Therapiebeginn sollten 2-4 Anfälle abgewartet werden, denn auch beim Hund kommen epileptische Anfälle vor, die nur ein- oder zweimal auftreten oder sich nur in sehr großen Abständen wiederholen (Gelegenheitsanfälle, Oligoepilepsie) und daher nicht zu therapieren sind. Bei 4-6 leichten Anfällen pro Jahr kann auf eine Therapie verzichtet werden, es sei denn, sie wird ausdrücklich gewünscht oder die anfallsfreien Intervalle verkürzen sich. Erfahrungsgemäß werden bei sehr niedriger Anfallsfrequenz die Antiepileptika nicht regelmäßig verabreicht, was mehr schadet als hilft. Eine höhere oder zunehmende Anfallsfrequenz, heftige Anfälle und vor allem Serienanfälle (>2 Anfälle/24 Stunden) erfordern einen raschen Therapiebeginn und eine konsequente Therapie. Je früher die Therapie beginnt, und je rascher eine wirksame Konzentration des Antiepileptikums im Blut (Serum) erreicht wird, um so besser ist der zu erzielende Therapieerfolg.
Von den vielen für den Menschen im Handel befindlichen Antiepileptika eignen sich derzeit nur drei gut zur Dauertherapie beim Hund: Phenobarbital, Primidon und Kaliumbromid. Nur mit diesen Substanzen sind ausreichend hohe Serumkonzentrationen und somit antiepileptisch wirksame Konzentrationen im Gehirn zu erzielen. Die übrigen Antiepileptika werden vom Hund so rasch abgebaut, dass keine ausreichende Wirkung zu erzielen ist, sie verlieren mit der Zeit ihre Wirksamkeit (Toleranzentwicklung) oder sie weisen nicht tolerierbare Nebenwirkungen auf.
(Wirkstoffe und Handelsnamen)
Phenobarbital:
Luminal ® 100 mg/Tablette
Luminaletten ® 15 mg/Tablette
Primidon:
Liskantin ® 250 mg/Tablette
Liskantin ®-Saft 25 mg/ml
Mylepsinum ® 250 mg/Tablette
Primidon Holsten ® 250 mg/Tablette
Primidon Holsten ®-Saft 50 mg/ml
Resimatil ® 250 mg/Tablette
Kaliumbromid:
Dibro-Be mono ® 850 mg/Tablette
Was sind die häufigsten Fehler bei der Therapie der Epilepsie beim Hund?
Dosierungsfehler:
Nicht selten wird die Therapie mit viel zu niedrigen Dosierungen begonnen, Dosierungen, die nicht wirksam sind und dennoch aus Angst vor Nebenwirkungen lange Zeit nicht erhöht werden. Wegen der sedativen Nebenwirkungen und aus Angst vor einer Leberschädigung wird bei nicht ausreichender Information die verordnete Dosis oft reduziert und nach erneuten Anfällen kurzzeitig wieder erhöht, eine Schaukeltherapie, die nicht zum Erfolg führen kann!
Auch zu große Dosierungsintervalle (eine Tagesgabe) oder eine ungleiche Verteilung der Tagesdosis können für ein Therapieversagen verantwortlich sein, da die Serumkonzentration des Antiepileptikums zwischen unwirksamem und toxischem Bereich schwanken kann.
Fehlinterpretation des therapeutischen Bereiches:
Diese führt leicht dazu, dass vor Erreichen des oberen Grenzwertes ein zweites Antiepileptikum gleichfalls unterdosiert zugegeben oder ein viel zu rascher Medikamentenwechsel vorgenommen wird, oft zu einem Medikament, das weit weniger oder gar nicht für den Hund geeignet ist. Grundsätzlich sollte ein Antiepileptikum voll aufdosiert werden, bevor ein Wechsel oder eine Add-on-Therapie erfolgt.
Dosisreduktion:
Diese erfolgt nicht selten zu früh, oft schon nach sehr kurzer anfallsfreier Zeit und meist gegen die Anweisung des Tierarztes. Nicht nur ein Therapieabbruch sondern auch vergessene und unregelmäßige Medikamentgaben können zu Entzugskrämpfen führen.
Quelle: http://www.epilepsie-beim-hund.de/