Bis heute stellt das Röntgen das zuverlässigste und zugleich praktikabelste Verfahren zur Diagnose der HD dar. Andere Methoden wie beispielweise die Ultraschall-, CT- und MRT-Diagnostik sind derzeit für die HD-Diagnostik noch nicht standardisiert oder nicht praktikabel. Der Hund sollte zur endgültigen Begutachtung das erste Lebensjahr vollendet haben, da frühestens zu diesem Zeitpunkt mit einer vollständigen Entwicklung der Gelenke zu rechnen ist. Das sogenannte Vorröntgen vor dem ersten Lebensjahr kann ab der sechzehnten Lebenswoche Hinweise auf eine HD geben. Genauere Abstufungen und eine hundertprozentige Aussage können aber vor dem zwölften Lebensmonat nicht gemacht werden, da sowohl Verbesserungen als auch Verschlechterungen möglich sind. Das Vorröntgen ist insbesondere dann sinnvoll, wenn der Hund bereits auffällig ist und Gangbildveränderungen zeigt, um beispielsweise eine chirurgische Korrektur erwägen zu können. Ab der siebten Lebenswoche ist es möglich, manuell die Stabilität der Hüftgelenke zu überprüfen (z. B. Ortolani-Test). Mit diesen Untersuchungen kann man erste Hinweise auf eine Lockerung des Gelenkes oder eine Fehlstellung der Hüftgelenke erhalten. Die endgültige Diagnose bringt jedoch ausschließlich das Röntgenbild nach vollendetem Wachstum. Bei Hündinnen sollte das HD-Röntgen während einer Läufigkeit vermieden werden. Ob und in welchem Maße die Läufigkeit Einfluss auf das HD-Ergebnis nimmt, ist umstritten. Da die Östrogene zu einer Auflockerung des Bindegewebes führen, kann aber nicht mit Sicherheit ein Einfluss auf die röntgenologische Darstellung der Hüftgelenke ausgeschlossen werden. Für die Röntgendiagnostik ist eine Narkose zwingend vorgeschrieben, um eine optimale Lagerung und vor allem eine ausreichende Muskelentspannung zu erreichen. Es ist durchaus möglich, dass sich Hüftgelenke zur Begutachtung schlechter darstellen, wenn keine Muskelerschlaffung vorgelegen hat. Das Risiko dieser Narkose für den Hund ist bei richtiger Anwendung der Medikamente und Vorsorge sehr gering. Es ist im Allgemeinen keine tiefe Vollnarkose, die zur Durchführung größerer Operationen ausreicht, notwendig, meist reicht eine Sedierung (Beruhigung) des Hundes, die nach dem Röntgen aufgehoben (antagonisiert) werden kann. Dies erspart dem Tier zudem Stresszustände, die durch die Manipulation der untersuchenden Personen ausgelöst werden können. Vor der Narkose (Sedierung) erfolgt eine Untersuchung des Hundes auf Narkosefähigkeit durch den Tierarzt. Der Hund sollte nicht im narkotisierten Zustand nach dem Röntgen mitgenommen werden. Es muss dem Hund möglich sein, nach der Narkose und der Antagonisierung die Praxisräume selbständig zu verlassen. Das HD-Röntgen erfolgt durch zwei Personen, die jeweils an den Vordergliedmaßen und Hintergliedmaßen positioniert sind. Es sind zur Zeit zwei Standardlagerungen bzw. Röntgenaufnahmen für die Röntgendiagnostik etabliert und vorgeschrieben. Dies ermöglicht eine einheitliche Interpretation und Begutachtung.
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Die HD-Untersuchung ist ein radiologisches Gutachten, dem die Befundung einer Momentaufnahme des Hüftgelenkes eines Hundes im gewöhnlich relativ jungen Alter zu Grunde liegt. Anhand dieser Untersuchung soll verhindert werden, dass Hunde mit HD zum Zuchteinsatz kommen. Ziel ist es, eine Begutachtung über den Zuchtwert der Hüftgelenke zu treffen. Die Aussage des HD-Befundes über die weitere Entwicklung und die Bewegungsfähigkeit des jeweiligen Hundes muss differenziert werden. Eine HD geht nicht zwangsläufig mit offensichtlicher Lahmheit und Bewegungsstörungen einher. Grundsätzlich steigt aber die Wahrscheinlichkeit von Arthosen, Schmerzen und Gangbildveränderungen mit dem Schweregrad der HD. Bei Hunden mit einem HD-Befund "B" (Übergangsform) sind in den allermeisten Fällen keine Arthosen und folglich Schmerzen mit Lahmheiten sowie Bewegungsstörungen zu erwarten, während bei steigendem HD-Grad die Wahrscheinlichkeit für Arthosen und Lahmheiten auch noch nach Jahren zunimmt. Beeinflussend können jedoch Faktoren wie Gewicht und Größe des Tieres, Bemuskelung, Art der Bewegung (Beanspruchung) wirken. Kleinere und leichtere sowie gut bemuskelte Hunde zeigen häufiger auch nach Jahren keinerlei Symptome trotz teilweise schwerer HD. Ab einer leichten HD können Verhaltensmaßregeln wie Gewichtsreduktion, gezielte Bewegung (kein übermäßiges Springen und Toben), keine Extrembelastungen hilfreich sein und zu einer Symptomarmut führen. Bei schwereren Formen der HD, insbesondere wenn schon beim jungen Hund deutliche Arthosebildungen und klinische Probleme wie Lahmheiten und Bewegungsstörungen auftreten, muss entschieden werden, ob und wann chirurgische Maßnahmen angewendet werden sollen.
Einfluss des HD-Befundes der Elterntiere auf den HD-Befund der Nachkommen: Das Risiko für die Nachkommen, eine HD zu ererben, steigt, je mehr Elterntiere und Vorfahren von HD betroffen sind. Auch die Befallschwere der Nachkommen erfährt mit zunehmendem HD-Grad der Elterntiere eine generelle Steigerung. Die HD-Befunde der Nachkommen fallen um so schlechter aus, je ungünstiger sich die HD-Grade der Großeltern und deren Wurfgeschwister darstellen. Je mehr Merkmalsträger in einer Familie auftreten, desto größer ist die Konzentration entsprechender Gene und die Wahrscheinlichkeit für die Nachkommen, HD zu erben. Zudem können bei Verpaarungen von Hunden mit dem Befund Übergangsform (B) eine höhere Häufigkeit und Befallschwere bei den Nachkommen zu erwarten sein als bei HD-freien Elterntieren. Hinsichtlich der Vererbung spielt es keine Rolle, ob Mutter oder Vatertiere betroffen sind. Festzuhalten bleibt jedoch, dass populäre Zuchtrüden meist mehr Nachkommen haben als Hündinnen und so potentiell HD zahlreicher vererben und weiterverbreiten können. Die Zucht mit verdächtigen bzw. befallenen Tieren führt zu einer Stagnation der Verminderung von HD.
Beeinflussung der HD durch sogenannte Umweltfaktoren: Häufig stellt sich die Frage, welche anderen Faktoren außer der genetischen Komponente die HD beeinflussen. Ein wichtiger Aspekt ist hierbei das Wachstum sowie das Gewicht der Hunde auf der einen und die Art der Bewegung und die Bewegungsrate auf der anderen Seite. Die Wachstumsrate und jugendliches Übergewicht können die Hüftgelenksentwicklung der Welpen gerade mit einer genetischen Veranlagung zur HD deutlich beeinflussen. Häufig führt ein schnelles Wachstum der Welpen und Junghunde besonders bei genetisch schon betroffenen Tieren zu einer deutlicheren Ausprägung bzw. Verschlimmerung der HD. Auch andere Skelettentwicklungsstörungen können durch eine zu hohe Wachstumsrate insbesondere durch zu energiereiche Nahrung negativ beeinflusst werden. Hierzu gehören beispielweise die ED (Ellbogendysplasie) und OCD (Osteochondrosis dissecans). Hat ein Hund eine genetisch optimale Gelenksveranlagung, wird sich sicherlich auch durch ein sehr energiereiches Überangebot an Futter nichts daran ändern. Bei Hunden mit einer ungünstigeren Hüftgelenksanlage kann sich aber durchaus die Gelenkssituation verschlechtern. Es empfiehlt sich daher bei Welpen und Junghunden grundsätzlich eine bedarfsgerechte, aber eher restriktive Fütterung, gerade wenn man ein sehr schnelles Wachstum registriert. Hierbei ist es ratsam, kleinere Portionen zu füttern, Welpenfutter relativ früh auf Erwachsenenfutter umzustellen, auf Energiegehalte des Futters, insbesondere den Fett- und Kohlehydratanteil sowie die Proteingehalte zu achten. Zusatzfutter wie Vitaminpräparate und Mineralergänzungsfutter wie beispielsweise Kalzium sind in aller Regel nicht notwendig. Eine ausgeglichene reduzierte Ernährung und das frühe Absetzen von Welpenfutter führt nicht zu einer geringeren Endgröße des Hundes. Es stellt sich häufig die Frage, inwieweit die Bewegungsform und -dauer die Gelenkentwicklung beeinflussen. Hohe Dauerbelastung wie sehr langes Laufen oder zu frühes intensives Training können beim Junghund insbesondere bei genetisch vorbelasteten Tieren die Ausprägung der HD begünstigen. Hierbei wäre die tägliche spielerische Bewegungsaktivität nach den Bedürfnissen des jungen Hundes ähnlich der Situation im natürlichen Verband anzuraten. Zu frühe exzessive Bewegung sollte vermieden werden. Zudem sollten die Welpen und heranwachsenden Hunde auf überwiegend weichen Böden gehalten werden. Rutschige, glatte und harte Böden wie Fliesen sollten vermieden werden, da das häufige Ausgleiten und Spreizen der Hintergliedmaßen eine vermehrte Krafteinwirkung auf die noch unreifen Hüftgelenke zur Folge hat.
Zusammenfassung: Bei der Hüftgelenksdysplasie handelt es sich um eine Fehlbildung der Hüftgelenke, die beidseits aber auch einseitig betroffen sein können. Die HD ist eine überwiegend erblich bedingte Erkrankung, die polygen durch mehrere Gene vererbt wird. Die Ausprägung der HD kann jedoch auch von Umwelteinflüssen wie Körpergröße, Wachstum, Gewicht und der Ernährung sowie der Art und Menge der Bewegung des Hundes beeinflusst werden. Bedingt kann man die Skelettentwicklung bei verdächtigen Hunden beeinflussen und einer HD entgegenwirken (rutschige Böden vermeiden, ausgeglichene Ernährung). Grundsätzlich ist die Wahrscheinlichkeit, HD zu entwickeln, bei Nachkommen HD-betroffener Eltern größer. Zudem nimmt die Ausprägung der HD von Generation zu Generation zu, so dass die Nachkommen häufig schlechtere Hüftgelenke entwickeln als ihre Eltern und Vorfahren. Es ist jedoch auch möglich, dass Generationen übersprungen werden und Nachkommen von gesunden Elterntieren HD entwickeln können, wenn Vorfahren weiter zurückliegender Generationen betroffen waren. Die endgültige Diagnose der HD, insbesondere zur Zuchtzulassung, erfolgt durch die HD-Auswertung frühestens nach Beendigung des ersten Lebensjahres anhand des erstellten Röntgenbildes. Die herkömmliche HD-Begutachtung anhand von Röntgenbildern ist nach wie vor zur standardisierten HD-Diagnostik am besten geeignet. Die HD-Auswertung ist sicherlich nicht frei von Fehlern. So hängt die Auswertung nachweislich auch vom Gutachter ab. Dies ist hinsichtlich der Fülle von Erscheinungsformen auf Röntgenbildern nicht verwunderlich. Zum anderen ist eine exakte HD-Befundung von einem korrekt angefertigten Röntgenbild hinsichtlich Lagerung des Hundes und technischer Qualität abhängig. Die GRSK (Gesellschaft zur Röntgendiagnostik erblich bedingter Skeletterkrankungen, ehemals Hohenheimer Kreis) versucht durch eine Kenntnisprüfung, regelmäßige Arbeitstreffen mit Fortbildung sowie durch die Erstellung von standardisierten Auswertungsschemata die HD-Auswertung abzustimmen und zu vereinheitlichen. Das Ziel sollten objektive HD-Gutachten nach einheitlichen Richtlinien und mit Augenmaß sein. Ein HD-Ergebnis macht keine direkte Aussage über den weiteren Krankheitsverlauf oder die Symptome des Hundes. Der HD-Befund dient zum einen als ein Teil der Zuchtauslese und kann zum anderen zur Prognose herangezogen werden. Ein schlechter HD-Befund sollte als wertvolle Information und als Warnsignal für die Hundezucht und nicht als Niederlage oder Kritik verstanden werden. Auch wenn es schwer fällt, einen vielversprechenden Hund aufgrund des HD-Ergebnisses nicht zur Zucht zu verwenden, lohnt es sich auf alle Fälle, im Zweifelsfall einen Schritt zurückzugehen und im Sinne der Rasse und folgender Generationen noch mal von vorne anzufangen. In vielen Fällen kann bei einer Hüftgelenksdysplasie durch gezielte Maßnahmen wie Gewicht halten, gezielte Bewegung und in schweren Fällen durch spezielle Operationstechniken ein Leben bei gutem Allgemeinbefinden und ohne Schmerzen auch ohne Zuchteinsatz gewährleistet werden.
Ausblick in die Zukunft: In Zukunft ist im Rahmen der HD-Diagnostik und Auswertung einiges zu erwarten. Die digitalisierte Röntgentechnik wird das herkömmliche analoge Röntgen aus gutem Grund verdrängen. Das digitalisierte Röntgen ist eine Technik, die in der Humanmedizin zum Standard geworden ist und in der Veterinärmedizin auch immer mehr Einzug halten wird. Es gibt hierbei mehrere Systeme. Das modernste und effektivste ist mit einer Digitalkamera zu vergleichen. Ein angefertigtes Röntgenbild wird über eine Detektorplatte, die die herkömmliche Röntgenplatte mit Film ersetzt, auf einem Monitor projiziert und kann hinsichtlich Helligkeit und Kontrast bearbeitet und abgespeichert werden. Die Bilder dürfen aus rechtlichen Gründen wie bei anolgen Bildern nicht mehr veränderbar sein. Diese Technik macht Filme sowie Chemikalien zur Entwicklung unnötig und entlastet die Umwelt. Die Digitalisierung der Bilder erlaubt zudem eine effektivere und bessere Bildbearbeitung sowie Archivierung. Dadurch wird sehr viel Zeit gespart. Meist müssen gerade beim HD-Röntgen, insbesondere wenn korrekturbedingt mehrere Bilder angefertigt werden, die Hunde weniger lang im narkotisierten Zustand gehalten werden, da man mit Hilfe der Detektorplatte die Röntgenaufnahmen direkt auf dem Bildschirm hat und nicht noch entwickeln muss. Die Schwierigkeit der HD-Befundung anhand digitaler Bilder liegt derzeit noch darin, dass auf den Befundungsmonitor weder die Mittelpunkte der Oberschenkelköpfe eingezeichnet werden können noch eine genaue Winkelmessung durchzuführen ist. Alle angefertigten Bilder müssen deshalb zur Zeit zwingend ausgedruckt werden. Dies wird sich durch entsprechende Bildbearbeitungsprogramme in naher Zukunft sicherlich ändern. Es ist zu erwarten, dass Röntgenaufnahmen online mit digitalisierten HD-Bögen ausgewertet werden. Weiterhin wird die HD-Diagnostik in den nächsten Jahren gewiss eine Ergänzung durch die Gentechnik erfahren. Derzeit wird der genetische Nachweis der HD intensiv erforscht, birgt jedoch durch den polygenen Charakter der Erkrankung erhebliche diagnostische Schwierigkeiten. Genetische Nachweise müssen deshalb wie alle Neuerungen in der Medizin mit der nötigen sachlichen Zurückhaltung hinterfragt und objektiv betrachtet werden, insbesondere da auf diesem Gebiet eine Menge Geld zu verdienen ist. Gerade die Fortschritte in der Genforschung haben häufig ernüchternd ihre Grenzen aufgezeigt. In welchem Maße der Gennachweis die HD-Diagnostik ergänzen oder gar ersetzen wird, bleibt derzeit noch ungewiss. Ich bin jedoch sicher, dass der Einfluss und die Bedeutung der Gendiagnostik in den nächsten Jahren zunehmen wird. Bei allen technischen Neuerungen und Möglichkeiten sollte es auch in Zukunft den Zuchtverantwortlichen am Herzen liegen, eine gesunde Nachzucht durch die genaue Registrierung, Hinterfragung und ehrliche Veröffentlichung von Erkrankungen jeglicher Art in der jeweiligen Population anzustreben.
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